In der Geschäftswelt ist Wissen einer der grössten Wettbewerbsvorteile für Unternehmen, denn es bildet die Grundlage für Innovation, effiziente Arbeitsabläufe und nachhaltigen Erfolg. Dennoch bleibt ein grosser Teil des Wissens oft ungenutzt, da es nicht ausreichend dokumentiert wird. Ohne gezielte Massnahmen bleibt es unsichtbar und geht im schlimmsten Fall verloren.
Der Schlüssel zur erfolgreichen Nutzung liegt darin, dieses implizite Wissen zu identifizieren, strukturiert zu erfassen und schrittweise in explizites Wissen zu überführen. Doch was genau bedeuten diese Begriffe und wie kann es Unternehmen gelingen, diesen wichtigen Schritt anzugehen?
Was ist explizites Wissen?
Explizites Wissen ist formelles, strukturiertes Wissen, das klar dokumentiert und für andere zugänglich gemacht werden kann. Es lässt sich leicht in Worte, Zahlen oder Diagramme fassen und in verschiedenen Medien festhalten, wie:
Handbücher, Schulungsunterlagen und Anleitungen
Protokolle, Berichte und Checklisten
Datenbanken mit Kundendaten oder Best Practices
Grafiken, Diagramme und Präsentationen
Explizites Wissen kann somit schnell und einfach zwischen Mitarbeitenden geteilt werden und es bildet das „sichtbare Wissen“, dass in Unternehmen bewusst genutzt wird.
Beispiel: Ein technisches Handbuch beschreibt Schritt für Schritt, wie eine Maschine bedient wird. Jede neue Fachkraft kann sich durch das Handbuch einarbeiten, ohne direkte Unterstützung von anderen.
Was ist implizites Wissen?
Im Gegensatz dazu ist implizites Wissen erfahrungsbasiertes, intuitives Wissen, das durch praktische Anwendung und langjährige Routine entsteht. Es steckt tief in den Köpfen der Mitarbeitenden und ist oft schwer zu greifen oder zu formulieren.
Beispiele für implizites Wissen:
Intuition eines Vertriebsmitarbeiters, Kundenbedürfnisse zu erkennen
Die Fähigkeit eines Technikers, Maschinenprobleme „zu hören“, bevor sie auftreten
Zwischenmenschliche Kompetenzen wie Führungsstärke oder Empathie
Praxis Beispiel: Ein erfahrener Servicemitarbeiter spürt sofort, wenn ein Kunde unzufrieden ist und handelt intuitiv richtig, um das Problem zu lösen. Dieses Wissen steht nirgendwo geschrieben, sondern basiert auf jahrelanger Erfahrung.
Unterschiede zwischen explizitem und implizitem Wissen
1. Form
Explizites Wissen: Dokumentiert, schriftlich, klar strukturiert.
Implizites Wissen: Erfahrungsbasiert, intuitiv, unbewusst vorhanden.
2. Übertragbarkeit
Explizites Wissen: Einfach zu teilen, z. B. durch Handbücher oder Datenbanken.
Implizites Wissen: Schwierig zu übertragen, stark personengebunden.
3. Erfassung
Explizites Wissen: Leicht zu dokumentieren und zu speichern.
Implizites Wissen: Kann oft nur durch gezielte Gespräche, direkte Beobachtungen oder systematisches Mentoring sichtbar gemacht werden.
4. Verfügbarkeit
Explizites Wissen: Für alle Mitarbeitenden zugänglich und nachvollziehbar.
Implizites Wissen: Oft nur für Einzelpersonen zugänglich, abhängig von Erfahrung und Routine.
Warum ist implizites Wissen so wichtig?
Implizites Wissen ist oft der entscheidende Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens. Es ermöglicht Mitarbeitenden, schnell Entscheidungen zu treffen und Lösungen zu finden. Gleichzeitig birgt es Risiken, denn ohne gezielte Erfassung kann wertvolles Wissen für immer verloren gehen.
Die Hauptvorteile sind:
Höhere Effizienz: Erfahrungswissen ermöglicht schnelle und intuitive Problemlösungen.
Innovation: Ideen entstehen oft aus langjährigem, implizitem Wissen.
Kundennähe: Mitarbeitende mit intuitivem Wissen verstehen die Bedürfnisse der Kunden besser.
Wie lässt sich implizites Wissen erfassen?
Ein wichtiger Schritt ist die Umwandlung von implizitem Wissen in explizites Wissen, dafür gibt es verschiedene Herangehensweisen:
Wissensinterviews: Gezielt mit erfahrenen Mitarbeitenden sprechen, über ihre Arbeitsweise und dokumentieren was ihre Best Practices und Lösungsansätze sind.
Job-Shadowing: Lass neue Mitarbeitende, erfahrene Kollegen begleiten und deren Vorgehensweise beobachten.
Workshops und Mentoring: Baue gezielte Schulungsprogramme auf, um implizites Wissen systematisch weiterzugeben. Hier bieten sich auch strukturierte Ansätze durch Mentoring-Programme an, die den Wissenstransfer zwischen erfahrenen und neuen Mitarbeitenden erleichtern.
Technologische Unterstützung: Mithilfe von Wissensmanagement Software lassen sich Erfahrungswerte strukturiert speichern und für alle zugänglich machen.
Technologie als Schlüssel zur Wissenssicherung
Auch künstliche Intelligenz bietet in diesem Bereich enormes Potenzial: Laut einer Statista-Studie setzen viele Unternehmen KI-gestützte Systeme gezielt ein, um Arbeitsprozesse zu optimieren und Wissen effizienter verfügbar zu machen.
Durch intelligente Suchfunktionen, automatisierte Analysen und personalisierte Empfehlungen können Unternehmen wertvolles Erfahrungswissen schneller identifizieren, dokumentieren und für ihre Teams nutzbar machen. So kann zum Beispiel der Einsatz von FAQ Software auf der Kundenseite, wertvolle Erkenntnisse liefern und gleichzeitig die Ressourcennutzung im Kundenservice optimieren.
Wissensdatenbanken: Hier lassen sich Erfahrungsberichte, Anleitungen und Fallstudien speichern.
KI-gestützte Systeme: Künstliche Intelligenz kann Muster in Prozessen erkennen und automatisiert Empfehlungen generieren.
FAQs und Foren: Mit Lösungen wie FAQ Software können Mitarbeitende Fragen stellen und gemeinsam Lösungen erarbeiten.
Praktische Beispiele für Wissensumwandlung
Technische Expertise dokumentieren: Ein erfahrener Techniker beschreibt in einem internen Wiki, wie er Maschinenprobleme erkennt und löst. Dieses Wissen kann somit für die Schulung neuer Mitarbeitender genutzt werden.
Vertriebserfolge analysieren: Vertriebsmitarbeitende dokumentieren ihre Erfahrungen mit Kundeninteraktionen und erstellen daraus eine Checkliste für erfolgreiche Verkaufsgespräche.
Herausforderungen bei der Erfassung von implizitem Wissen
Die Umwandlung von implizitem Wissen in explizites Wissen ist nicht immer einfach, denn Wissensinterviews und Schulungen erfordern Zeit, die im Arbeitsalltag oft knapp ist. Einige Mitarbeitende teilen ihr Wissen ausserdem ungern aus Sorge um ihre Position oder ihren Expertenstatus zu verlieren. Viele Mitarbeitende sind sich ihres impliziten Wissens gar nicht bewusst, da sie Routinen und intuitive Entscheidungen für selbstverständlich halten.
Um implizites Wissen sichtbar zu machen und unternehmensweit nutzbar zu halten, braucht es eine moderne Führungskultur. Führungskräfte müssen gezielt eine offene Wissenskultur fördern, die Mitarbeitende dazu ermutigt, ihre Erfahrungen zu teilen und im Team weiterzugeben. Wissensvermittlung und transparente Kommunikation bilden hierbei die Grundlage. Durch gezielte Strategien und den Einsatz moderner Technologien wie Wissensmanagement-Software lassen sich diese noch besser Ziele erreichen.